Biographie

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Der Name des Malers Leonid Wladimirowitsch Brümmer wurde nur nach seinem Tod bekannt. Die eigenartige Begabung des jungen Kunstmalers aber bemerkten die Malereikoryphäen erst am Anfang seines schöpferischen Weges. Das war gerade die Zeit, als er sich ein für allemal fürs Schaffen entschied, ohne das konnte er einfach nicht leben. Ohne sich ums Privatleben zu kümmern, ohne seine Kräfte zu verzetteln, widmete er sich ganz und gar ihrer Majestät, der Kunst. Mehr als tausend seiner Gemälde, großen und kleinen Werke sind heute in seinem persönlichen Kunstmuseum ausgestellt. Das Museum wurde zum zweitausendsten Geburtstag der Stadt Taras eröffnet, der Stadt, die durch des Schicksals Fügung L. W. Brümmer das letzte Obdach gewährte. Alle seiner Werke sind Ergebnisse der Kunstliebe des Malers, seine Kinder, dank deren wir das vom Licht durchdrungene Schaffen L. W. Brümmers kennenlernen und forschen.

Leonid Wladimirowitsch Brümmer wurde 1889 in Cherson geboren. Das Malertalent zeigte sich früh im Sohn des Russlanddeutschen Wladimir Alexandrowitsch von Brümmer und der Französin Marie Gutierre. Sofort nach dem Gymnasiumabschluss ging er 1910 in die Kijewer Künstlerschule, in die Klasse des Stilllebens.

Die Werke jungen Kunstmalers wurden 1915 beim Eintritt in die St.-Petersburger künstlerische Kaiserakademie vom Professor A. Ch. Dubrowskij sehr hoch geschätzt. Der Professor betonte „seltenes Auge, vorzüglichen Sinn für Farben und Kolorit“ und empfahl L. W. Brümmer mehr an seiner Zeichnung zu arbeiten. Das Wendejahr für den Maler war 1917. Wegen seiner „nichtrussischen“ Herkunft war er gezwungen das ganze Russland herumzuwandern. Die wenig bekannte Biographie des Malers lässt uns die Not, die er zu leiden hatte, nur vermuten. Seinen Gemälden nach wohnte er in der Krim, in der Ukraine, in Kabardino-Balkarijen. In seinem beruflichen Werdegang stehen verschiedene Arbeitsstellen: Fotograf-Retuscheur bei der Zeitung, Ausstattungskünstler und Leiter des Künstlerateliers.

In Werken dieses Zeitraums ist das Thema der Natur mit dem roten Faden bezeichnet, die den Maler in den schwersten Momenten begeisterte. Auf seinen Bildern sind der warme Strand in Jalta, lebenbejahende Landschaften der ukrainischen Frühjahrs und Herbstes, die harte Natur Kabardino-Balkarijens. Er schafft die Gemäldereihe. Was für einen Wert haben seine Blumen, insbesondere die Feldblumen, die Brümmer sein ganzes Leben malte! Der Kunstmaler ändert dieFarben auf den Bildern herrlich und variiert sie kunstvoll. Er schenkt seinen Werken etwas Einzigartiges, was man mit der „brümmerischen“ Laune bezeichnet und präzis unter den Gemälden anderer Autoren erkennt.

1941 nach dem Tod seiner Frau, mit der er ein Vierteljahrhundert mitlebte, wurden Leonid Brümmer und sein Bruder als „Deutschzugehörigepersonen“ aus Naltschik nach Kasachstan, Gebiet Pawlodar ausgesiedelt, wo die Menschen trotz der Kriegszeit, Hungersnot und Zerrüttung lebten und arbeiteten. Mit allen arbeitete L. W. Brümmer, ohne seine Begeisterung für die Malerei zu vernachlässigen.

Wie die meisten begabten Personen, die ungewöhnlich, merkwürdig leben, war er an die harte Wirklichkeit nicht gewöhnt: wohnte völlig allein in einer verfallenen Hütte, hungerte und fror, tauschte Kleidungsstücke und Lebensmittel gegen die für ihn unschätzbare Tube der Vorkriegsfarbe, erschuf Bilder, ohne die konnte er sich sein Leben einfach nicht vorstellen. „Neulich habe ich mich nicht enthalten und begonnen, den Reif nach der Natur zu zeichnen, es war ja ziemlich kalt! Darum habe ich mich so angepasst: habe die Staffelei, davor einen Hocker, auf den Hocker einen Primuskocher gestellt; damit er nicht erlöscht, hab ich ihn mit einem Bleichstück umgezaünt. Der Primuskocher wärmt sowohl die Leinwand an der Staffelei, als auch die Palette in der Hand – und so kann man malen“.
Zur Pawlodarperiode gehören seine Miniaturwerke, die er an Furnierstücken, Fotopapier und Buchumschlägen zu malen hatte. Aus Mangel an Farben benutzt er Kohl und Bleistifte, malt damit sorgfältig die lebendigen Gesichte der Erwachsenen und Kinder, die Gesichte der Menschen, die trotz allen Schwierigkeiten der Kriegszeit die Lebensfreude ausstrahlen. Diese Porträts entzücken gegenwärtige Betrachter, die sich nicht einmal vorstellen können, unter welchen Verhältnissen das gemalt wurde. Na und was für eine Geiststärke muß man haben, um in der Zerrüttung nicht trocken zu werden und anderen die Hoffnung zu schenken, von der die Gemälde des Malers strotzen?
Wenn man seine Gemälde betrachtet, spürt man ungewollt die darin anwesende göttliche Kraft und beginnt an dieVorbestimmung von Brümmer zu glauben. Der Maler erlebte viele Anstrengungen, wich aber keinen Schritt von seiner Berufung, als ob er „zur Kunst verurteilt“ war.
Die Berührung des Schöpferpinsels ist in den Werken fühlbar, die zur letzten Lebensperiode L. W. Brümmers gehören. Der sechsundsechzigjährige Maler übersiedelte nach Dschambul. Trotz des vorgerückten Alters arbeitete er viel hier.Außer Ausstattungstätigkeit, mit der er sich sein Brot verdiente, malte er beständig. Obwohl die Berufskünstler meinen, dass es den letzten Werken ursprüngliche Eigenart fehlt, findet „die Lebensempfindungskraft“ darin statt, die L. W. Brümmer durch die Farben vermitteln konnte. Der alte Mann mit großem Regenschirm und Malkasten war bei jedem Wetter zu sehen: im Park, auf dem Stadtplatz oder am Fluß. Und heute können wir dank dem Maler in die halbes Jahrhundert alte Stadt Dschambul zurückkehren und seine Landschafte beobachten.
L. W. Brümmer starb am 1. November 1971 im Altenheim im Alter von 82 Jahren. Er vermachte dem Regionalheimatkundemuseum des Gebiets Shambyl etwa 1000 seiner Werke und über 20 Werke anderer Künstler. Außerdem schenkte er dem Museum seltene Sammlung der kunstwissenschaftlichen Bücher, die er mit seinem Bruder 50 Jahre lang sammelte. Der Künstler verließ uns und ließ hinter sich unsterbliche Schöpfungen und einen Traum von einer Gemäldegalerie in Dschambul (heute Taras).

Sein Traum ist in Erfüllung gegangen. Noch mehr wurde er weiterentwickelt. Im Jahre 2000 wurde das Kunstmuseum von L. W. Brümmer mit der Unterstützung der deutschen Botschaft in Taras eröffnet, wo man seine Werke sehen kann, und das Tausende von Touristen und Verehrern seines Schaffens jedes Jahr besuchen.

L. W. Brümmer, Deutscher und Franzose von Blut, der in der Fremde lebte, begriff und empfing aber so gut die Menschen verschiedener Nationalitäten Wonach richtete er sich, als er, durchdringend allein, seine Hand zum Pinsel zog, um sein folgendes Gemälde zu malen? War er glücklich? Oder glaubte er wie B. Pasternak, dass „das Schaffensziel in Hingabe, nicht in Rummel und Erfolg“ steht? Das Schicksal belohnte den Maler für alles Schwere, das er durchmachte. Wir haben heute ja eine Möglichkeit, die Werke des Mannes zu schätzen, der wieder Lebensliebe einflösst, die Laune ändert und uns freut. Es lohnt sich solchen Weg zurückzulegen, so einen schweren sogar… „Engel sind immer barfuß…“ – schrieb Marina Zwetajewa, und wir sinda auch mit der hellen Traurigkeit stolz darauf, dass der Mann mit dem vorbestimmten Schiksal des Malers in unserer Stadt wohnte und schuf. Seine vom Gott bestimmte Lebenszeit ist zu Ende, aber er schenkt das Licht weiter.